Kind, was soll nur aus dir werden?

Die kleine Marie

Es fällt mir nicht leicht über dieses Thema zu sprechen. Es geht um unsere kleine Tochter. Sie ist noch keine vier Monate alt und wir machen uns schon ernsthaft Sorgen um ihre Zukunft.

Den ganzen Tag liegt sie nur faul im Bett rum, schaut verplant nach links und rechts, gluckst vor sich hin und wird immer breiter um die Hüften. Nicht mal richtig sprechen kann sie.

Als ich so klein war wie sie, konnte ich schon Goethe rezitieren – auf kroatisch. Deswegen bin ich auch später im Deutschunterricht immer eingeschlafen als der „Faust“ durchgenommen wurde, weil alte Mütze und so.

Aber meine kleine Tochter? Wenn ihre Ausdrucksfähigkeiten auf diesem Niveau bleiben, wer weiß, ob sie es überhaupt in den Deutschunterricht schafft. Gaga, Gugu, Gigi ist alles, was sie von sich gibt. Das versteht doch keine Sau. So schafft sie garantiert nicht ihren Hauptschullabschluss.

Wenn sie sich wenigstens anständig benehmen würde, wäre das halb so wild. Aber nichts da. Sie macht ständig in die Hose, rülpst, pupst und schreit nach Lust und Laune – wie eine Weltmeisterin. Waschen tut sie sich auch nicht von alleine. Und mit Baby Lotion eincremen kannst du auch vergessen.

Am Anfang fanden wir das noch ganz amüsant. Aber langsam wird es uns zu bunt. Wenn sie dann erst in die Schule geht, was werden die anderen Kinder von ihr denken?

Ich sehe es schon kommen, aufziehen werden die sie. „Haha, schaut her, die stinkerte Pupskanone ist da!“, werden sie auf dem Schulhof brüllen und mit dem Finger auf sie zeigen. Das Schlimme ist, wenn sie nicht schnellstens ein paar anständige Worte anstatt dieses sinnlosen Gebrabbels lernt, wird sie sich nicht mal wehren können. Mit was den auch? Gugu, Gaga, Gigi? Hört mir auf.

Laufen kann sie auch noch nicht. Nicht mal krabbeln ist drin. Als ihre Oma so klein war, ist die schon den Berliner Marathon gelaufen – unfreiwillig, ja, aber immerhin den 2.Platz hat sie geschafft.

Aber sie? Den Fuß rausstrecken, um das Mobile in Bewegung zu setzen ist das höchste der Gefühle. Und dann lacht sie auch noch, als ob das eine Leistung wäre, auf die sie stolz sein könnte.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, in Muttis Milch stecken nicht nur Proteine, sondern auch Vitamin THC. „Mann, Alte, gib mir noch nen Zug, höhö.“, hör ich Marie schon sagen und die Mutter, „Sorry, Kleine, aber die linke Titte ist tot. Ich dreh dich zur rechten.“

Verdammt, selbst die Katze hat mehr drauf als unsere Tochter. Die Mimi kann wenigstens anständig gehen, Türen öffnen, auf die Couch klettern, über Zäune springen und in Garten machen. Das faule Baby könnte sich ruhig was davon abschauen. Aber nein, völlig interesselos, phlegmatisch und stoned starrt sie auf ihr Mobile und gluckst. Eine Schande ist das.

Ihre Lieblingsbeschäftigung ist Schlafen

Hab die Kleine auch schon bei McFit angemeldet. Mann kann nie früh genug mit Fitness anfangen. Nur, Marie geht nie hin. Gut, ich frage mich schon manchmal, ob das daran liegt, dass sie noch nicht selbst laufen kann, aber dann wiederum, wo ein Wille ist, wäre auch der erste Schritt – ein Teufelskreis.

Natürlich haben wir ihr auch schon ins Gewissen geredet. „Marie, so geht das nicht mehr weiter. Wir sind schon ganz verzweifelt mit dir. Es wird Zeit, dass du deinen dicken Hintern bewegst und Verantwortung übernimmst. Zeit, endlich erwachsen zu werden, Baby. Wir wollen, dass du anfängst, endlich selbstständig deine Windeln zu wechseln. So schwer ist das nicht. Und die Kraft, auf den An-Knopf des Stabmixers zu drücken, hast du auch schon. Im Kühlschrank liegt frisches Gemüse. Wenn du Hunger hast, weißt du Bescheid. Deine Mutter und ich gehen jetzt ins Kino.“

Aber wisst ihr, was sie geantwortet hat? Gar nichts, nada, nista. Gelacht hat sie wie eine Irre. Völlig respektlos hat sie mir ins Gesicht gelacht und vor sich hingespuckt. Dann wollte sie mir noch an die Nase fassen, um daran zu ziehen. Geht man so mit seinen Eltern um?

Sie scheißt im wahrsten Sinne des Wortes auf alle unsere Werte und Vorstellungen. Und dann noch in die Windeln. Die haben auch Geld gekostet. Die zaubern sich nicht von alleine her.

Wenn sie gekackt hat, schaut sie uns immer in der Art an, „Die Missis hat jetzt fertig geschissen. Mögen meine Dienstboten bitte den Hintern sauber wischen?“

Wir versuchen echt alles, damit sie nicht asozial wird. Neulich haben wir ein Probearbeiten beim Penny um die Ecke vereinbart – an der Kasse. Wir haben sie extra schick angezogen für ihren ersten Arbeitstag. Frischer Body, Strampler, saubere Söckchen, alles drum und dran. Damit sie nicht zu spät kommt, haben wir sie sogar hingefahren.

Der Filialleiter hat ganz schön gestaunt, Freunde.
„Ich dachte, sie suchen einen Job für ihre Tochter“, meinte er.
„Aber das ist doch unsere Tochter“, sagte meine Freundin.
„Nicht ihr ernst, oder?“, sagte daraufhin der Mann und wünschte uns einen guten Tag. Die Zucchini seien übrigens im Angebot heute.

Aber ganz im Ernst, scheiß auf die Zucchini, unsere Tochter ist nicht mal fähig als Kassiererin im Supermarkt zu bestehen. Sogar Fremde erkennen das auf den ersten Blick. Das macht uns schon ziemlich fertig.

Der letzte Ausweg, den wir sehen, wir suchen nun einen guten Therapeuten, der uns hilft. Nur, wer passt dann auf die Kleine auf? Freiwillige vor, so schwer ist das nicht. Der Nichtsnutz schläft eh den ganzen Tag.

An alle Eltern: Habt ihr ähnliche Verhaltensweisen bei euren Babys beobachtet? Was kann man dagegen unternehmen und wird es irgendwann mal besser? Bitte nur ehrlich gemeinte Ratschläge.